Bizarre Gebilde:  „Rosenäpfel“ & Co

An Heckenrosen sind sie derzeit mit etwas Glück zu entdecken: frische „Rosenäpfel“. Dabei handelt es sich um runde, moosartige Ballen an den Zweigen. Es sind Wucherungen, ausgelöst durch ein 3–4 mm großes Insekt, die Gemeine Rosengallwespe (Diplolepsis rosae).

Rosenapfel, Schlafapfel, Rosengallwespe, (Diplolepsis rosae), Pflanzengalle
Frischer Rosenapfel. Die Gebilde, die bis zu apfelgroß werden können, werden auch „Schlafäpfel“ genannt. Unters Kopfkissen gelegt sollen sie für guten Schlaf sorgen.
Rosenapfel, Schlafapfel, Pflanzengalle, Rosengallwespe, (Diplolepsis rosae)
Ein alter, vertrockneter Rosenapfel vom letzten Jahr in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem neuen Rosenapfel. (Foto: Nähe Klausenpfad).

Behausung und Nahrung für die Larven

Im Frühjahr legt die Rosengallwespe ihre Eier mit ihrem Legestachel in die Blattknospe. Nach dem Schlüpfen der Junglarven wird die Wirtspflanze durch bestimmte Stoffe, die die Larven absondern, zum Bilden der Wucherung angeregt. Die natürliche Blattbildung wird durch die Manipulation sozusagen „umprogrammiert“. Das dichte Gewirr des Rosenapfels bietet den Larven Schutz und auch Nahrung.

Unzählige Formen von „Pflanzengallen“

Wucherungen an Pflanzen, die durch andere Organismen hervorgerufen werden, nennt man Pflanzengallen.

Weltweit gibt es etwa 15.000 solche Gallenbildner. Jeder Erreger erzeugt dabei anders geformte Gallen durch das Ausscheiden von Substanzen, die bestimmten Pflanzenhormonen ähneln oder gleichen. Zu den Gallenerregern gehören Pilze, Bakterien, Gallmilben, -läuse, -wespen und -mücken.

Nicht nur die Blätter können von den Wucherungen betroffen sein, sondern prinzipiell jeder Teil einer Pflanze. Allerdings befallen die einzelnen Erreger bevorzugt bestimmte Organe ihrer Wirtspflanze.

Das bekannteste Beispiel für eine Pflanzengalle sind die runden Galläpfel an den Blättern von Eichen. Die Galläpfel sind allerdings erst im Herbst zu finden. Allein bei ihnen kommen bis zu 80 verschiedene Gallenerreger als Urheber infrage.

Weitere Beispiele aus der Welt der Pflanzengallen

Ahornblatt mit Gallen der Ahorn-Gallmilben
Rote Gallen an Ahornblättern. Ihrer Form nach werden sie als Beutelgallen bezeichnet. Verursacher: Ahorn-Gallmilben. Wie alle Milben sind sie winzig klein (0,1–0,2 mm).
Zürgelbaum (Celtis australis) mit schwarzen Beutelgallen
Schwarze Beutelgallen an einem Zürgelbaum (Celtis australis) auf dem N’heimer Marktplätzl. Verursacher: wahrscheinlich Milben.
Kräuselkrankheit an Mandelbaum, stark gekräuselte und deformierte Blätter durch Schlauchpilz Taphrina deformans
Mandelbaum mit bis zur Unkenntlichkeit veränderten Blättern. Alle Mandelbäume auf der Nepomuk-Terrasse sind stark befallen. Verursacher: vermutlich der Schlauchpilz Taphrina deformans.

Normalerweise verkraftet ein gesunder Wirtsbaum die „Umprogrammierung“ einiger seiner Zellen problemlos.


Zum Nach- und Weiterlesen:

Dietrich Böhlmann, Gehölzbiologie, 2. korr. Aufl. Wiebelsheim 2013, S. 265–269. (Sehr fundiert zu den Grundlagen).

Artikel des Botanischen Gartens Linz: „Schlafäpfel – Kinderstuben an Heckenrosen“.

Für echte Fans: Heiko Bellmann u.a.: „Faszinierende Pflanzengallen: Entdecken – Bestimmen – Verstehen“. 2018. Beschrieben werden in dem Kompaktlexikon 450 Gallen an 120 Pflanzengattungen.

Auch im Internet gibt es etliche Seiten, die einen Katalog von Pflanzengallen bieten (mit Suchfunktion), z.B. die Website „Pflanzengallen“ von Dr. Hans Jürgen Buhr.