Stadtgrün – arterhaltend

Grüne Projekte mit dem erklärten Ziel der Arterhaltung:

Das Mispelprojekt

Im November 2010 startete die Stadt Heidelberg ein Pro­jekt zur Erhaltung der Mispel: Alte Bestände werden gepflegt, neue Bäume gepflanzt.

Bei der Mispel (nicht zu verwechseln mit der Mistel, die sich auf den Ästen von Bäumen ansiedelt) handelt es sich um eine alte Obst­baum­art, die heute fast in Vergessen­heit geraten und vom Verschwinden bedroht ist.

Mispeln

Im Mittelalter dagegen waren die Mispelbäume sehr geschätzt und weit verbreitet. Sie wurden nicht nur wegen des Wohlge­schmacks ihrer Früchte kultiviert.

Interessant war – in einer Zeit ohne Kühlschrank – auch die späte Reife. Mispeln sind nämlich erst Ende Okto­ber/Anfang November erntereif.

Erst nach dem ersten Frost genießbar

Nach dem Pflücken sind die kleinen, apfelähnlichen Früchte noch ganz hart und sauer. Damit sie genießbar werden, muss man sie erst noch so lange im Freien lagern, bis ihre Schale über­all dunkle Flecken bekommt und das Fruchtfleisch braun ist. Die Reife wird durch Nachtfröste begünstigt. Die Mispel kann man roh essen oder zu Mus verarbeiten.

Neu gepflanzte Mispel im Neuenheimer Feld, am Hörsaalzentrum für Chemie INF 252.
Blühender Mispelbaum (Blütezeit: Mai)
Weit herumgekommen

Ursprünglich kommt die Mispel von weither, nämlich aus dem Kaukasus und dem Schwarzmeerraum. Durch die Griechen und Römer fand sie Verbreitung im ganzen Mittelmeergebiet und gelangte über die Römer schließlich bis nach Germanien.

Auf der Liste der bedrohten Arten

Bundesweit steht die Mispel auf der Roten Liste, nur in Heidelberg ist sie an der Bergstraße und im Neckartal verbreitet. Aus dem Stadtwald aber ist sie verschwunden; dort ist es für die Mispel, die lichte Wälder liebt, schlicht zu dunkel.


Zum Weiterlesen:

Eine ausführliche Abhandlung über die Mispel, informativ und zugleich unterhaltsam, bietet Sdravko Vesselinov Lalov: „Die deutsche Mispel in Neuenheim“, in: 1250 Jahre Neuenheim. Jubiläumsausgabe der Neuenheimer Nachrichten. 2015, S. 28–31.

Verschiedene Standorte

In Heidelberg gibt es mehrere Standorte dieser Baumart, z. B. im Neuenheimer Feld am Hörsaalzentrum für Chemie INF 252; im Botanischen Garten, Nähe Alpinum; in einem privaten Garten Ecke Schulzengasse/Ladenburger Str., Neuenheim; in der Emmerts­grund- sowie in der Wolzel­senke, in Rohr­bach am Runden Buckel.

Im Bereich Mönchsbergsteige-Bismarck­turm und in der Felslandschaft der sog. „Neuenheimer Schweiz“ am Unteren Guckkastenweg befinden sich die beiden bundesweit größten Wildmispel-Vorkommen mit jeweils rd. 100 Exemplaren.  Diese Bestände werden durch das Heidelberger Mispelprojekt geschützt und gepflegt.

Ziel des Erhal­tungs­projekts ist es u. a., auch Gar­tenbesit­zer dazu anzuregen, vielleicht selbst einen Mispel­baum zu pflanzen. Da es sich um eine relativ kleinwüchsige Baumart handelt, beansprucht die Mispel nicht viel Platz.

Mehr Informa­tionen zum Mispel­projekt über das Amt für Umwelt­schutz, Gewerbeaufsicht und Energie Heidelberg.

Große Mispel Nähe Neuenheimer Marktplätzl.

Arterhaltende Ausgleichsflächen – Umsiedlung von Eidechsen

Vor Baubeginn in der Bahnstadt auf der Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs (2009) wurden die auf den stillgelegten Bahntrassen lebenden Mauer- und Zauneidechsen umgesiedelt, um ihr Überleben zu sichern. Die als Ausgleich für den zerstörten Lebensraum geschaffenen Flächen sind übers Stadtgebiet verteilt.

Eine der Ausgleichsflächen beginnt an der Rohrbacher Straße (zwischen Pestalozzischule und Helmholtz-Gymnasium) und zieht sich in weitem Bogen über die Speyerer Straße hinweg bis in die Bahnstadt; dort wird die Ausgleichsfläche unterhalb der „Promenade“ weitergeführt. Parallel dazu verläuft ein viel frequentierter Fuß-und Radweg.

NEUE HEIMAT FÜR EIDECHSEN, STEINHUMMELN & Co Ausgleichsfläche zwischen Rohrbacher Straße und Liebermannstraße/Südstadt; ein Teil ist hier als Sanddüne gestaltet, dann wechselt die Szenerie zur Anmutung von Bahntrassen.

Beim Beginn der Umsiedlungsaktion waren es ca. 3500 der streng geschützten Eidechsen – überwiegend Mauereidechsen, aber auch etwa 100 Zauneidechsen. Inzwischen ist der Bestand insgesamt auf ca. 5000 Exemplare angewachsen; die Aktion war also erfolgreich. Gestaltet sind die Ausgleichsflächen in Anlehnung an ehemaligen Bahntrassen bzw. an die Vorlieben der Eidechsen.

Es sind sonnige Flächen mit viel Schotter und sandigen Bereichen, wo sich die wechselwarmen Tiere aufwärmen können. Immer wieder finden sich Reisigbündel und Steinmauern mit Ritzen und Fugen, die den flinken Echsen Unterschlupf bieten. Auch Baumgruppen und niedriges Gebüsch, das bei Bedarf Schatten und Deckung spendet, strukturieren das Areal.

Die Vegetation entspricht trockenen Ödland- und Brachflächen. Typische Pflanzen auf solchen Flächen sind etwa Königskerze, Ochsenzunge, Mauerpfeffer, Katzenminze, Färberwaid und Heckenrose. Sie locken vielerlei Insekten an, z. B. Heuschrecken, Zikaden, Käfer, Ameisen und Spinnen, die zu den Beutetieren der Eidechsen gehören. Auch Schmetterlinge wie das Große Ochsenauge fühlen sich eingeladen.

STEINMAUERN ZUM SONNEN UND VERSTECKEN, GEHÖLZE FÜR SCHATTEN Ausgleichsfläche nahe der Brücke über die Speyerer Straße.

Zum Nach- und Weiterlesen:

Maria Stumpf: „Etwa 5000 Eidechsen leben ‚wild‘ in der Bahnstadt“, RNZ-online vom 27.08.2021.

Website der Stadt Heidelberg, Artikel: „Eidechsen: Bestand erhöht sich stetig“ vom 15.04.2020; https://www.heidelberg.de/1459566.html.

Website der Stadt Heidelberg, Artikel: „Mehr Natur in der Stadt: Beim Heidelberger Projekt für biologische Vielfalt wird‘s konkret“ vom 31.08.2016.


Grünflächen des Universitätsklinikums Im Neuenheimer Feld

ALLES GANZ SCHÖN BUNT HIER Grünanlage mit dem Hinweis auf bewussten Verzicht auf akkuraten Streichholzrasen an der Straße Im Neuenheimer Feld, Ecke Tiergartenstraße (an der Kinderklinik).

Wie auf dem kleinen Schild (vom Sept. 2018) in der Grünanlage kundgetan wird, liegt auch dem Universitätsklinikum die Artenvielfalt und deren Erhalt am Herzen. Durch einfache, aber zweckmäßige Maßnahmen will man die bunte Vielfalt im Bereich der Grünanlagen fördern:

„Bei der der Pflege unserer Grünanlagen ist es unser Ziel, einen Einklang zu finden zwischen einem gepflegten Erscheinungsbild und dem Erhalt der Artenvielfalt von Blumen und Gräsern sowie von Insekten und anderen Kleinlebewesen.

Daher mähen wir unsere Wiesen und Rasenflächen erst nach der Blüte und viele Flächen anschließend nur zweimal im Jahr. Unsere Hecken werden nur einmal im Jahr außerhalb der Blütezeit zurückgeschnitten. So können Insekten, Vögel, Hasen und andere Lebewesen noch Lebensraum finden und sich ausbreiten.“

BUNTES NAHRUNGSANGEBOT FÜR BIENEN UND SCHMETTERLINGE Wiese mit Margeriten, Kleinem Wiesenknopf, Mohn, Salbei, Blauem Natternkopf, verschiedenen Klee- und Gräserarten uvm. auf der Rückseite der Haut- und Frauenklinik, Im Neuenheimer Feld 440 (im Bildhintergrund das Gelände des Zoos).