Mangelnder Baumschutz auf Baustellen

… leider ein Dauerbrenner. Schon wiederholt habe ich über rabiaten Umgang mit Bäumen auf Baustellen berichtet (Mehr dazu in den Beiträgen vom Juni 21 und Sept. 21).

Aktuell war ich auf Baustellen in der Südstadt unterwegs. Der Anlass: die folgenden beiden Fotos, die mir meine Nabu-Kollegin Ulla Simshäuser von einer Baustelle im Mark-Twain-Village zugeschickt hatte.

Ungenügender Schutzzaun, die Grabung führt durch den Wurzelbereich der Baumgruppe. Südstadt, Mark-Twain-Village, in der Nähe des künftigen „Karlstor-Bahnhofs“; Foto: U. Simshäuser.

Deutlich sichtbar: eine abgerissene Wurzel, sicherlich nicht die einzige. Foto: U. Simshäuser.

Wie man auf den beiden Fotos gut erkennen kann, ist der Schutzzaun um die Baumgruppe im Mark-Twain-Village viel zu knapp bemessen. Laut der „Richtlinien zum Schutz von Bäumen auf Baustellen“ muss der Schutzzaun dem Traufbereich der Krone entsprechen. D.h., der Zaun muss so weit sein wie der Kronenschirm. Das ist sinnvoll, denn die Wurzelfläche im Boden entspricht der Weite des Kronenschirms. Für die Baumwurzeln gelten besondere Schutzvorschriften.

Eine Grabung, die – wie in den Bildern oben gezeigt – durch den Wurzelbereich von Bäumen führt, muss von Fachleuten aus dem Bereich Garten- und Landschaftspflege begleitet werden. Wurzeln dürfen nicht einfach abgerissen werden. Vielmehr müssen sie, wenn es sich nicht vermeiden lässt, von einem Fachmann sorgfältig durchtrennt werden. Anschließend müssen die Schnittflächen fachgerecht versorgt werden, damit sie kein Einfallstor für Pilze, Bakterien usw. werden. Von fachmännischer Begleitung ist hier auf der Baustelle nichts zu erkennen.

Wie professioneller Wurzelschutz aussehen kann, zeigt die Broschüre von M. Katzer: „Praktische Umsetzung der baubegleitenden Wurzelschutzmaßnahmen“ (PDF) am Beispiel der Freien und Hansestadt Hamburg.

Baustelle an der „Chapel“

Ungenügender Schutzzaun auch hier an der „Chapel“ (Südstadt, Feuerbachstraße). Der Zaun schützt zwar den Stamm, aber nur einen ganz kleinen Teil des Wurzelbereichs.
Eine dicke Wurzel wurde einfach abgerissen.

Kirschgartenstraße, neben dem „Chapel“-Parkplatz

Gleich in der Nähe, angrenzend an den Parkplatz der „Chapel“ musste ein Drainage-Graben gezogen werden – ohne Rücksicht auf die Wurzeln zweier benachbarter großer Bäume.

Drainage-Graben in der Kirschgartenstraße, Ecke Feuerbachstraße. Überall sind abgerissene Wurzelstücke erkennbar.

Zum Weiterlesen:

Das Thema „Baumschutz auf Baustellen“ ist angesichts der vielfältigen Bauaktivitäten aktueller denn je – nicht nur in Heidelberg. Nicht umsonst ist der Jubiläumsband des Fachblatts „Jahrbuch der Baumpflege 2021“ (25. Jg.) ausschließlich diesem Thema gewidmet (knapp 400 S.).