Pflanzen aus dem Hexengarten

Der Gemeine Stechapfel und der Schwarze Nachtschatten sind zwei Pflanzen, an denen Hexen ihre Freude hätten – wegen der starken Giftigkeit. Passend zu Halloween bietet es sich an, die beiden „dunklen“ Gewächse  ein wenig näher unter die Lupe zu nehmen.

Der Stechapfel (Datura stramonium) ist optisch sehr attraktiv. Seine Blüten öffnen sich nachts. Mit seinem süßlich-betörenden Duft lockt er va. Nachtfalter an. Eine andere Bezeichnung für Stechapfel ist „Hexenkraut“.
Das Farbspektrum der Blüten reicht von sahneweiß, gelblich-weiß bis hin zu zartlila. Blütezeit: Juni–Oktober.
Der namengebende stachelige „Apfel“ ist die Fruchtkapsel – hier noch grün und unreif. Wegen dieser bedrohlichen Anmutung heißt der Stechapfel auch „Teufelsapfel“.
Sind die Samen reif, trocknet die Fruchtkapsel ein und öffnet sich. Die (bis zu 300) Samen pro Kapsel fallen nach und nach heraus.

Aktuell  sind Stechapfel und auch Schwarzer Nachtschatten (Bilder unten) an vielen Stellen auf dem Campus INF anzutreffen. Der Grund: die enorme Bautätigkeit auf dem Campus im Zuge der beschlossenen Nachverdichtung. Durch die Baumaßnahmen entstehen immer wieder Brachflächen, normaler Bodenbewuchs wird zerstört. Nun schlägt die Stunde der sog. Lichtkeimer.

Bei Lichtkeimern  schlummern die Samen oft jahrelang im Boden, bis sie endlich in den Genuss des Sonnenlichts gelangen (z.B. durch Entfernen der vorherigen Pflanzendecke) – erst dann beginnen sie zu keimen. Daher findet man Stechapfel und Schwarzen Nachtschatten bevorzugt auf Brachflächen – und davon gibt es derzeit (nicht nur) im Campus INF reichlich.

Auf frischen Brachflächen breitet sich der Stechapfel plantagenartig aus. Die Blüten sind am Tag geschlossen; Foto: Oktober 2022; Brache an der Tiergartenstraße zwischen Klinikring und Zoo.
Hier hat der Stechapfel einen Hügel mit Erdaushub erobert; an der Stelle entsteht ein Erweiterungsbau der Kinderklinik; Straße Im Neuenheimer Feld/Ecke Tiergartenstraße.

Der Stechapfel ist in allen Teilen stark giftig. Im Mittelalter nutzte man seine Samen für die Herstellung halluzinogener „Hexensalben“, aber auch als Heilmittel. Noch heute findet der Stechapfel in vielen Kulturen rituelle oder wie bei uns medizinische Verwendung (ua. in der Schmerztherapie). Aufgrund der hohen Giftigkeit ist von eigenen Experimenten mit der Pflanze dringend abzuraten! Beim Entfernen der Pflanze sind Handschuhe unerlässlich.

Schwarzer Nachtschatten

Optisch eher unscheinbar ist dagegen der Schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum). Woher er ursprünglich stammt, lässt sich nicht genau sagen – so weit verbreitet ist er fast rund um den Globus. Als Allerweltskraut stellt er keine großen Ansprüche an den Standort. Häufig ist er auch da anzutreffen, wo auch der Stechapfel gedeiht.

Schwarzer Nachtschatten auf einem Parkplatz an der Berliner Straße, gegenüber Bunsen-Gymnasium. Das Exemplar trägt zugleich Blüten (weiß), unreife (grün) und reife (schwarz) Früchtedas ist charakteristisch für die Art.
Duo infernale: Schwarzer Nachtschatten (im Vordergrund) und Stechapfel; Parkplatz an der Berliner Straße, gegenüber Bunsen-Gymnasium.

Blütezeit des Schwarzen Nachtschattens: Juni–Oktober; sehr häufig findet man Blüten, unreife und reife Früchte an demselben Exemplar. Er wird bis 70 cm hoch, wächst aufrecht oder niederliegend.

Der Schwarze Nachtschatten ist in allen Teilen giftig, am meisten Gift enthalten die unreifen (grünen) Früchte. In manchen Ländern werden die reifen (schwarzen) Beeren gegessen, z.T. auch die Blätter nach bestimmten Zubereitungsschritten. Bei der Nutzung von Pflanzenteilen als Nahrungsmittel kommt es aber immer wieder auch zu Vergiftungen.

Wie der Stechapfel ist auch der Schwarze Nachtschatten einjährig: Bei Frost sterben die Pflanzen ab, aber ihre zahlreichen Samen überdauern im Boden, bis sich wieder die Chance auf Keimung ergibt.